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Ein paar Gründe, weshalb die Krise auch eine Chance sein kann

Es wir Frühling und die Temperaturen steigen in Berlin auf über 20 Grad. Eine müde Trägheit liegt über der Stadt. Viele Freiberufler und Selbstständige in meiner Umgebung klagen darüber, dass sich ihre Projekte immer mehr  in die Länge ziehen.

Die Geschwindigkeit, mit der in diesen Tagen Geschäfte gemacht werden, erinnert an zähflüssigen Ahornsirup, der aus der Verpackung tropft. Liegt es an der Wirtschaftskrise? Kunden verzögern Aufträge, Entscheidungen werden vertagt, längst Beschlossenes wird wieder von vorne aufgerollt.

Wie dem auch sei, die neu gewonnene Zeit kann sinnvoll für die Entwicklung neuer Ideen verwendet werden. Ganz so weit wie Unternehmensberater Jens-Uwe Meyer würde ich allerdings nicht gehen wollen, der mir in einer Presse-Email seine „Fünf Gründe die Krise zu lieben“ vorstellte. Im Ton ist sie vielleicht etwas zu optimistisch geraten. Trotzdem finde ich Meyers Haltung ganz spannend. Schließlich bin ich auch niemand, der den Tag damit verbringt, Untergangsszenarien an die Wand zu malen.

Hier ist ein Auszug seiner Presseerklärung, die sich an einem Vortrag orientiert, den Herr Meyer auf dem German Economic Forum in Garmisch-Partenkirchen vor Unternehmern und Managern gehalten hat.

Grund 1: Endlich unzufrieden!
Erfolg ist auf Dauer langweilig! Hand aufs Herz: Hat das wirklich Spaß gemacht? Jeden Monat steigende Umsatzzahlen zu sehen? Noch mehr Verkäufe? Noch mehr Kunden? Dauerhafter Erfolg führt dazu, dass man in Zufriedenheit versinkt und der Kopf einschläft. Statt neue Ideen auszuprobieren, verharren wir im Alten. Wollen Sie wirklich wieder zurück ins Jahr 2007 und Zahlen verwalten?

Grund 2: Endlich raus aus dem kreativen Koma!
Sind Sie mit ihren Ideen in den letzten Jahren häufiger einmal gescheitert? Waren Ihre Vorschläge zu quergedacht? Passten sie nicht zur Unternehmensstrategie? Gab es tausend fadenscheinige Gründe, warum sie nicht funktionieren? Nun, es ist Zeit für einen neuen Anlauf! Die Erfahrung zeigt: Am offensten sind Manager für neue Ideen, wenn die Umsätze sinken, Kunden ihr Portemonnaie geschlossen halten und das Geschäftsmodell kurz vor dem Zusammenbruch steht. Endlich raus aus dem kreativen Koma! Nie war die Gelegenheit günstiger, sich mit neuen Vorschlägen zu profilieren!

Grund 3: Endlich eine Welt voller Probleme!
Die Wirtschaftskrise ist jetzt schon ein paar Monate alt. Genug gejammert! Nur Pessimisten sehen in Problemen noch Probleme. Optimisten sehen jetzt Chancen! Optimistisch gesehen gab es noch so viele Chancen wie jetzt. Absatzkrise? Optimisten sehen Chancen für neue Produkte und Vertriebskanäle. Arbeitsmarktkrise? Jede Menge Chancen für neues Unternehmertum. Finanzierungskrise? Da stecken Chancen für komplett neue Finanzierungsmodelle drin. Freuen Sie sich darüber, dass es endlich wieder Probleme gibt, die man anpacken und lösen kann.

Grund 4: Endlich darf man wieder scheitern!
Wenn die Wirtschaft boomt und die Köpfe auf „Erfolg“ gepolt sind, muss jede neue Idee gleich funktionieren. Natürlich ist das vollkommen unrealistisch. Thomas Edison hat 9.000 Versuche gebraucht, bis er mit seine Glühbirne brannte. Man könnte es anders sagen: Er ist 8.999 Mal gescheitert. Nur hat er es nicht so gesehen: Nach tausend erfolglosen Versuchen sagte jemand zu ihm: „Sie sind doch gescheitert. Warum geben Sie nicht auf?“ Er antwortete: „Ich bin nicht gescheitert. Wir kennen jetzt 1.000 Wege wie man keine Glühbirne baut.“ In der Krise ist vielen Unternehmen bewusst geworden, dass man mit alten Ideen schnell scheitern kann. Das hat die Toleranz gegenüber neuen Ideen drastisch erhöht.

Grund 5: Endlich Schluss mit fetten Budgets!
Mit dicken Budgets Erfolg haben kann jeder. Siehe Werbung: Man kauft sich einen Promi, klebt ihn aufs Produkt und – zack! – verkauft es sich. Jetzt fehlt das Geld und die Budgets werden auf Diät gesetzt. Das ist ein Problem. Aber nicht für Sie! Endlich können Sie es sich und den Anderen zeigen, dass Sie auch mit kleinen Budgets Großes bewirken können. Entdecken Sie neue kreative Wege! Das ist keine Theorie: Boeing hat es erfolgreich vorgemacht. Um die Kosten für den Flugzeugbau zu halbieren, hat das Unternehmen eine Ideenguerilla gegründet, die mit NULL (!) Budget arbeiten mussten.

Über den Autor Henning Zander

Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger

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