Unternehmensgründung

Das Gründerinterview mit Aike Fiedler von Myfooza: „Einmal wie ein Fußballstar fühlen.“

Stickeralben sind Kult. Vor allem dann, wenn wieder einmal ein großes Fußball-Turnier vor der Tür steht. Aike Fiedler (21) und sein Partner Michael Janek (28) haben daraus ein Geschäft gemacht und bieten über Ihr Startup MyFooza auch kleinsten Vereinen an, Stickeralben für sie zu produzieren. Aike Fiedler im Gespräch mit Neues aus der Aktentasche über Crowdfunding und den Weg zum eigenen Startup.

MyFoozaa Gründerteam
MyFoozaa Gründerteam: Aike Fiedler (li.) und sein Partner Michael Janek. Foto: MyFoozaa

 

Herr Fiedler, wie kommt man auf die Idee, Stickeralben für Kreisligavereine herzustellen?

Im Mai dieses Jahres haben mein Mitgründer Michael Janek und ich an einem Ideacamp in Berlin teilgenommen. Das ist ein Treffen von Menschen, die sich für StartUps interessieren und selbst eines gründen möchten. Wir kannten uns vorher gar nicht. Auf dem Camp diskutierten wir eine Idee, Hochzeitsalben attraktiver zu machen. Vielleicht in Form eines Stickeralbums. Sehr schnell sind wir aber darauf gekommen, dass das ein sehr spannendes Angebot für alle Sportvereine sein kann und ebenfalls kleinere Vereine beinhaltet

Warum?

Es ist möglich, mit einem Schlag gleich mehrere Probleme zu lösen: Zum einen sind die Bilder nach innen identifikationsstiftend. Da schwingt auch der Traum mit, sich als Spieler einmal wie ein Fußballstar zu fühlen. Zum anderen kann der Verein die Einnahmen aus dem Verkauf der Bilder dafür nutzen, neue Trikots zu kaufen, eine Balltasche oder die Sportanlage zu renovieren.

Für so eine Unternehmung braucht man einen guten Draht zu den Vereinen. Machen Sie selbst Sport?

Wir machen beide sehr viel Sport, ich selbst spiele vor allem Basketball bin aber auch großer Fan des HSV. Wir kannten die Begeisterung, die einen packt, wenn etwa zur WM wieder neue Hefte rauskommen und dann das Sammelfieber anfängt. Die Idee war es, diese Begeisterung auf die kleinen Vereine zu übertragen.

Wie hat Sie das Ideacamp in Berlin beeinflusst?

Es war spannend, hier Grundlagen und erste Methoden kennenzulernen: Wie funktioniert No-Budget-Marketing? Wie können wir die Idee auf den kleinsten Produktzyklus herunterbrechen? Welche Partner brauchen wir, um so wenig Aufgaben wie notwendig selbst übernehmen zu müssen und uns ganz auf die Produktentwicklung konzentrieren zu können. Aber ein ganz wichtiger Punkt beim Camp ist die Ideenfindung selbst.

Wenn man auf Ihre Webseite geht, wird dort auf die bei StartUps sonst übliche Automatisierung der Prozesse verzichtet. Man findet hier im Wesentlichen ein paar Sätze zu Ihrem Angebot und dann den Verweis auf das Kontaktformular. Warum?

Die Vereine nehmen mit uns Kontakt auf und in Beratungsgesprächen klären wir, wie das Album aussehen könnte. Im Augenblick haben wir drei Vorlagen, die aber an die Vorstellungen der Vereine, zum Beispiel bei Vereinsfarben, angepasst werden können. Danach werden das Heft und die Klebebilder layoutet und nach der Freigabe an eine Druckerei weitergegeben, die dann die Produktion übernimmt.

Alles klassisch persönlich und per Hand.

Ja. Wir haben uns dazu entschlossen, erst einmal den kompletten Prozess selbst umzusetzen und unser Produkt besser zu verstehen, bevor wir weitere Schritte gehen wollen. Ganz großen Anteil am Erfolg der Idee hat natürlich unsere Art-Direktorin Adriane Heitmüller.

Sehr wichtig ist auch die Druckerei. Wie schwierig war es, den richtigen Partner zu finden?

Sehr schwierig. Wir haben fast 100 Druckereien angesprochen. Die meisten haben unser Konzept gar nicht richtig verstanden. Die haben uns einen x-beliebigen Kostenvoranschlag und ein paar Flyer geschickt. Das war ja nicht das, was wir wollten. Das Konzept konnte nur mit einem Partner funktionieren, mit dem wir auch Ideen hin und herspielen konnten. Den haben wir jetzt zum Glück auch gefunden.

Was denken Sie, wie viele Bilder im Durchschnitt bestellt werden?

Selbst bei einem kleinen Verein können das schon rund 40.000 Bilder sein. Schon kleine Dorfvereine haben ja schon mehrere Hundert Mitglieder.

Gibt es schon Kunden?

Wir haben bereits drei Vereine gewinnen können, mit uns zusammenzuarbeiten.

Warum glauben Sie, dass Ihre Idee erfolgreich ist?

Am Anfang war es nur ein Gefühl. In Deutschland gibt es etwa 90.000 Sportvereine. Etwa ein Drittel davon sind Fußball-Clubs. Es gibt also ein enormes Potential. Die Sicherheit ist aber mit jedem weiteren Schritt gewachsen. Wichtig war es, einmal einen Zyklus bis zur Produkterstellung zu erleben. Als wir dann das erste Produkt in den Händen hielten, war das schon ein ganz wichtiger Schritt nach vorn. Aber einen richtigen Push hat uns vor allem das Crowdfunding gegeben.

Sie haben beim Wettbewerb GründerGarage der Stiftung Entrepreneurship teilgenommen. Dafür haben Sie Ihr Konzept auf der Plattform IndieGoGo präsentiert – und über 12.000 Euro eingenommen.

Das Geld ist natürlich toll und hilft uns sehr bei unseren nächsten Schritten wie der Erstellung einer Uploadplattform. Aber viel wichtiger war uns der enorme Zuspruch, den wir erfahren haben. Die vielen Kommentare zu unserem Projekt. Und natürlich, dass so viele Menschen bereit waren, uns zu unterstützen.

Wer 500 Euro spendet, dem haben sie versprochen, mit ihm in Berlin Fußball zu spielen und danach das Trikot zu tauschen. Wie viele haben sich darauf eingelassen?

Zwei Leute, wenn ich es richtig sehe. Das ist schon super. Jetzt müssen wir nur noch einen Termin finden. Und dann wird gekickt.

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Über den Autor Henning Zander

Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert