Unternehmensgründung

Das Gründerinterview mit Johann Huber und Peter Schneider von Soma Analytics: „Es sieht so aus, als würden wir länger hier bleiben.“

Big Data und Gesundheit sind derzeit Trendthemen unter deutschen Startups. Die Münchner Studenten Johann Huber (26), Fabian Alt (25), Peter Schneider (25) und Christopher Lorenz (25) setzen genau an dieser Stelle an. Ihre App Soma Analytics misst anhand von Stimme, Tippverhalten und Schlafrhythmus den Gesundheitszustand des Handy-Nutzers. Johann Huber und Peter Schneider im Gespräch mit „Neues aus der Aktentasche“ über Forschung im Schlaflabor und Datenschutz.

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Die Gründer von SOMA Analytics (v.l.n.r): Johann Huber,
Peter Schneider, Fabian Alt , Christopher Lorenz

Herr Huber, Sie und Ihre Mitgründer sind derzeit in London um Ihr Startup aufzubauen. Spielen die Themen Gesundheit, E-Health und Big-Data in Großbritannien eine größere Rolle als in Deutschland?

Johann Huber: Wir sind in erster Linie hier, weil wir über den Accelarator Healthbox über drei Monate finanziert worden sind, unsere Idee weiter auszubauen. Aber natürlich hat man in London auch einen sehr guten Zugang zu großen Unternehmen, die eventuell an unserer Idee interessiert wären. Den deutschen Markt haben wir aber immer noch im Auge.

Dann geht es von London bald wieder nach München?

Johann Huber: Erst einmal steht hier eine weitere große Finanzierungsrunde bevor. Es sieht so aus, als würden wir länger hier bleiben.

Wie sind Sie auf die Idee für Ihre App gekommen?

Johann Huber: Ein gemeinsamer Freund war an Depressionen erkrankt. Er selbst hatte es nicht bemerkt. Wir haben uns gefragt, ob die heutigen Smartphones eventuell in der Lage sind, zu erkennen, wie sich der Gesundheitszustand verändert.

Inzwischen hat sich ihr Fokus allerdings dahingehend verschoben, dass sie Stress und Wohlbefinden messen. Wie kam es dazu?

Peter Schneider: Tatsächlich Krankheiten zu diagnostizieren wäre eine zu große Verantwortung. Das soll Ärzten vorbehalten sein. Aber wir sind sehr gut in der Lage, zu sagen, ob bei einer Person der Stressfaktor ansteigt, oder er sich in einer Phase des Wohlbefindens befindet.

Sie haben hierfür bestimmte Parameter bestimmt. Es ist ein großer Anspruch damit verbunden, etwa aus dem Tippverhalten auf Stress zu schließen. Wie sind sie vorgegangen?

Johann Huber: Uns kommt zugute, dass wir immer noch Studenten sind. Wir haben sehr früh den Zugang zu Professoren gesucht. Psychologen, Experten für E-Health, Schlafforscher. Wir konnten zum Beispiel ein Schlaflabor für eigene Tests nutzen. Das war sehr spannend.

Wie misst Ihre App das Schlafverhalten?

Peter Schneider: Der Nutzer kann sein Smartphone neben sich auf das Bett legen. Die Lagesensoren sind sehr empfindlich. Die App registriert dann, ob er einen ruhigen oder unruhigen Schlaf hatte.

Sie sprechen mit Ihrer Technik insbesondere große Unternehmen an. Was haben die von Ihrer App?

Johann Huber: Unternehmen wissen sehr gut über den Zustand ihrer Maschinen bescheid. Welcher Druck herrscht zu welchem Zeitpunkt in welchem Ventil – und wann sollte die Maschine das nächste Mal gewartet werden. Über die eigenen Mitarbeiter wissen die Unternehmen hingegen sehr wenig.

Peter Schneider: Wir können die Entscheidungen des Personalmanagements auf eine valide Basis stellen. Anhand der Daten kann erfasst werden, ob das Unternehmen Maßnahmen für das Wohlbefinden der Belegschaft ergreifen sollte und ob diese Maßnahmen erfolgreich waren. Damit können Mittel sehr viel effektiver eingesetzt und Ausfallzeiten begrenzt werden.

Wann wollen Sie mit ihrer Technologie die Marktreife erreichen?

Peter Schneider: Im vierten Quartal dieses Jahres wollen wir mit einem fertigen Produkt rauskommen. Im Augenblick laufen Pilotprojekte mit vier verschiedenen Unternehmen und bis zu 500 Testteilnehmern je Projekt. Wir stehen in einem engen Austausch mit den Unternehmen und sind ständig dabei, das Produkt zu verbessern.

Denken Sie nicht, dass sich Mitarbeiter über die zu große Kontrolle beschweren werden? Sie greifen auf sehr intime Informationen zu.

Peter Schneider: Natürlich sehen wir, dass es eventuell Bedenken geben könnte. Wir haben aber viele Vorkehrungen getroffen, damit die Daten optimal geschützt sind. Alle Daten sind anonym. Weder die Arbeitgeber wissen, wessen Daten genau sie vor sich haben, wir selbst. Gleichzeitig haben die Nutzer größte Transparenz darüber, was über sie gesammelt wird.

Johnann Huber: Alle Daten befinden sich zudem auf Servern in der EU. Es gilt also das strenge europäische Datenschutzrecht. Nicht die laxeren Regeln aus den USA.

Was sagen Ihre Investoren zum Thema Datenschutz?

Johann Huber: Für Investoren aus den USA ist Datenschutz kein großes Thema, in Deutschland werden wir als Allererstes darauf angesprochen und das nehmen wir ernst.

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SOMA Analytics – The Issue from SOMAAnalytics on Vimeo.

Über den Autor Henning Zander

Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger

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